Civil War Review

Veröffentlicht am 20. April 2024 um 23:40

In einer modernen Zeit, in der wir leben, ist ein Film wie "Civil War" sehr angemessen und passend. Dank Social Media sehen wir jeden Tag, wie unsere Gesellschaft immer dümmer wird und leichter durch Profiling auf eine schlechte Art beeinflusst wird. Deshalb gab es auch Bürgerkriege in Europa, aber auch in den USA, bevor die Wahltage kamen.

Nun haben wir einen Film, der ein mögliches Szenario zeigt, wie ein Staat mit über 300 Mio. Einwohnern in einen nicht wiederkehrbaren Bürgerkrieg gerät. Dabei folgen wir einer Gruppe von Journalisten, die über 1000 km nach DC fahren, um den Präsidenten zu interviewen, der seit 14 Monaten nicht vor der Kamera stand.

"Civil War" leistet mit seiner Kameraarbeit eine tolle Leistung. Die Kriegsszenen in diesem Film sehen - obwohl das natürlich grausam ist - realistisch aus. Die Kamera ist immer ruhig und nimmt sich bei vielen Szenen Zeit. Bei Autofahrten können wir die schönen Straßen bewundern, während bei Kriegszenen absolute Furcht herrscht. Die Gefechte und die Schüsse von Waffen sind erschreckend und angsteinflößend, packend, als wäre man auf dem Schlachtfeld.

Unsere Gruppe ist auf einem Roadtrip nach DC. Während wir durch die verschiedenen Staaten fahren, sehen wir verschiedene Fraktionen. Mal sind die Leute neutral und tun so, als gäbe es keinen Krieg, mal sehen wir Extremisten, die fast schon eine holocaustähnliche Vorgehensweise haben. Es ist beängstigend zu sehen, wozu die Menschen in der Lage sind, um solch eine Katastrophe heraufzubeschwören. Viele dieser Mörder haben auch keine Agenda und töten einfach jeden mit einer anderen Meinung oder einem anderen Hintergrund. An manchen Stellen verliert der Film jedoch an Wert, da wir als Zuschauer nicht genauer darüber aufgeklärt werden, was bestimmte Fraktionen in dieser Welt eigentlich tun. Ich gehe jedoch davon aus, dass dies beabsichtigt ist, um uns einen Spiegel vorzuhalten, damit wir endlich erkennen, dass wir langsam in derartige Situationen geraten.

Die Journalisten selbst sind gut geschrieben. Ich mochte vor allem Kristen Dunst als Lee Smith, die durch diesen Job innerlich vernarbt ist und jeden Tag mehr an Emotionen verliert. Durch Jesse schmilzt Lee's Herz und sie wird sanfter, gebrechlicher und menschlicher. Jesse selbst sieht sie als Idol und möchte wie Lee sein, um der Welt diese grausamen Taten zu zeigen. Im Verlauf wird sie in dieser Welt zerrissen, und gegen Ende wird sie genauso eiskalt wie Lee. Während Lee mit der Zeit bricht, verhärtet Jesse sich emotional, was einen guten Kontrast darstellt.

Bis zum Ende saß ich fest auf meinem Sitz und konnte nicht fassen, wohin unsere Gesellschaft steuert. Dass am Ende der Präsident gestürzt und sogar getötet wird, hat mich schockiert und einfach erschüttert. Der Film hat ein sehr offenes Ende, was zwar Sinn ergibt, jedoch aus dem Nichts kommt. Normalerweise erwartet man einen Höhepunkt, aber diesen liefert der Film nicht, und das ist beabsichtigt.

Dies ist kein storygetriebener Film, sondern "Civil War" lebt von seiner Atmosphäre und seiner Sozial- und Gesellschaftskritik, und das könnte nicht aktueller sein - besonders mit den Wahlen in Europa und den USA.

Alex Garland traute ich einen solchen Film nicht zu, da mir seine anderen Filme nicht gefallen, jedoch war dies ein Erlebnis, das ich nicht so schnell vergessen werde.

 

Bewertung: 9/10

 

P.S.: Wenn mich der Film auch nach Tagen verfolgt und mich nicht loslässt, dann wird aus einem 8- ein 9/10, Punkt.

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